3 Fragen an

Katja, du befindest dich derzeit in einer beruflichen Transition. Was hat dich dazu inspiriert, und welche Herausforderungen und Chancen hast du bei deiner Transition erlebt?

Die Inspiration für diesen Schritt kam durch den Wechsel der Ballettdirektion am Opernhaus Zürich sowie der praktischen Überlegung, dass es an der Zeit war, den nächsten Schritt zu gehen. Nach 23 Jahren intensiver Arbeit als professionelle Balletttänzerin in künstlerischen Institutionen war es für mich an der Zeit nach neuen Perspektiven und Herausforderungen zu suchen, auch in dem Bewusstsein, dass eine aktive Bühnenkarriere als Balletttänzerin naturgemäss zeitlich begrenzt ist. Für mich war es auch wichtig, diesen Übergang bewusst und selbstbestimmt zu gestalten, bevor äussere Umstände die Entscheidung für mich treffen.

Welche Fähigkeiten oder Erfahrungen aus deiner Tanzkarriere kannst du in deinem neuen Berufsfeld nutzen?

In meiner Karriere habe ich viele Fähigkeiten entwickelt, die mir in meinem neuen beruflichen Weg sehr helfen. Besonders Disziplin und Ausdauer gehören dazu – beides habe ich durch das jahrelange Training und die tägliche Arbeit gelernt. Tänzer:innen müssen in der Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Choreograph:innen oft schnell reagieren, sich ständig an neue Herausforderungen anpassen und dabei stets konzentriert und motiviert bleiben. Sie müssen nicht nur körperlich, sondern auch mental belastbar sein, denn die Arbeit findet oft unter hohem Druck und Erwartung statt. Gleichzeitig ist Teamarbeit sehr wichtig – eine Produktion funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen, sich aufeinander verlassen können und gemeinsam Lösungen finden. Diese Erfahrungen und Einstellung möchte ich auch in meine neuen beruflichen Aufgaben mitnehmen.

Wie siehst du deine berufliche Zukunft? Gibt es irgendwelche besonderen Projekte oder Visionen, die du verfolgst?

Ich bin gerade dabei, mir eine neue berufliche Basis aufzubauen – neugierig, offen und mit dem Wunsch, meine Erfahrungen aus der Tanzwelt sinnvoll zu verbinden. Ich studiere derzeit an der Universität Zürich und gleichzeitig arbeite ich weiterhin künstlerisch, etwa bei der Einstudierung internationaler Ballettproduktionen von Christian Spuck. Zusätzlich konnte ich bereits Erfahrungen in einer Privatbank im Bereich Kommunikation und Events sammeln – ein spannender Einblick in eine ganz andere Welt. Langfristig sehe ich mich an einer Schnittstelle zwischen Kunst, Organisation und Kommunikation. Ich möchte gerne in einem Umfeld arbeiten, das Kreativität mit Struktur verbindet und wo ich mitgestalten, vernetzen und meine Erfahrungen mit einbringen kann.

Katja Wünsche war jahrelang erste Solistin am Ballett Zürich. Aufgewachsen in Berlin erhielt Katja ihre Ausbildung an der Staatlichen Ballettschule Berlin, die sie 1999 abschloss. Sie wirkte bereits während ihrer Schulzeit im Corps de ballet der Staatsoper mit. Zu Beginn der Spielzeit 1999/2000 wurde sie Mitglied im Corps de ballet des Stuttgarter Balletts, in der Spielzeit 2002/03 Halbsolistin, 2003/04 Solistin und in der Spielzeit 2006/07 Erste Solistin des Balletts. Als Choreograf Christian Spuck zur Saison 2012/13 die Leitung des Ballett Zürich übernahm, wechselte mit ihm von Stuttgart nach Zürich. Dort beendete sie zum Ende der Saison 2022/23 ihre tänzerische Karriere. Seit dem Herbstsemester 2023 studiert sie an der Universität Zürich im Studiengang Executive Master in Art Administration.

Pressestimmen
«Einst erfolgreiche Balletttänzerin, muss sie wieder bei null anfangen»
Tagesanzeiger, 31.03.2025