Pionierarbeit am KTB

Das Konzerttheater Bern, KTB, hat bereits vor fast vier Jahren Pionierarbeit geleistet und einen eigenen Umschulungsfonds lanciert, aus dem TänzerInnen in der Phase der beruflichen Transition Unterstützung beantragen können. Wir haben Estefania Miranda, Tanzdirektorin am KTB hierzu befragt.

Wie und wann kam es am KTB zu der Idee, ein Umschulungsreglement und einen entsprechenden Fonds zu lancieren? Was hat Euch dazu bewogen diesen Schritt zu tun?

Estefania Miranda: Eines der ersten Dinge, für die ich mich als Tanzdirektorin eingesetzt habe, war die Erhöhung der Tänzergehälter. Bei der Analyse der Situation, auch im Vergleich aller Sparten, ist mir klar geworden, dass der Tänzerberuf innerhalb von Stadttheaterstrukturen, ein Alleinstellungsmerkmal hat, nämlich die Unmöglichkeit den Beruf bis ins Rentenalter ausüben zu können. Da war für mich klar, dass es zusätzlich zu den Gehaltserhöhungen auch Massnahmen für Umschulungen braucht.

Gibt es Bedingungen, die an die Erhaltung des Fonds geknüpft sind und wenn ja, welche sind diese?

Estefania Miranda: Konzert Theater Bern stellt seit der Saison 2016/17 jährlich einen Betrag von CHF 40‘000.00 zur Speisung des Fonds zur Verfügung. Bedingung zur Erhaltung von Geldern, sind mindestens 4 Jahre in unserem Ensemble getanzt zu haben und eine Umschulung machen zu wollen.

Was sind die Anforderungen für Antragsteller*innen?

Estefania Miranda: Antragsteller*innen erarbeiten eine Übersicht der geplanten Massnahmen zur Umschulung und deren Kosten, inkl. Lebenshaltungskosten.

Nach welchen Kriterien werden Gesuche beurteilt. Welche Faktoren sind hier massgebend?

Estefania Miranda: Massgeblich ist die realistische Durchführbarkeit der Gesamtplanung für die Umschulung, inkl. Finanzierung. Ausserdem sollte die Umschulungsmassnahme, die Erwerbsfähigkeit langfristig zu verbessern.

In der Deutschschweiz gibt es derzeit 2 Theater, das KTB und das Theater Basel, die ein derartiges Engagement zeigen, um Tänzer*innen in dieser herausfordernden Zeit der Umschulung zu unterstützen. Wie würden Sie den Trend einschätzen? Welche Entwicklungen wünschen Sie sich in der Schweiz in dieser Hinsicht?

Estefania Miranda: Der Tanz erfreut sich an vielen Stadttheatern grosser Beliebtheit und die Anerkennung des Tänzerberufes wächst dadurch. Nun ist es wichtig, auch auf die Spezifika dieses Berufes hinzuweisen. Sowohl Ausbildungswege, sowie Berufsalltag und Umschulungsnotwendigkeiten, sind den meisten nicht bekannt. Ich wünsche mir, mehr Plattformen, Formate, Interessensgruppen, die diese Themen behandeln und potenzielle Geldgeben dafür sensibilisieren.

Das Transition-Center SSUDK bietet Beratung, Workshops und finanzielle Unterstützung für darstellende Künstler*innen, insbesondere Tänzer*innen bei ihrer beruflichen Transition an.
Wo sehen sie als Tanzdirektorin und Choreografin die Herausforderungen bei den Tänzer*innen bei ihrer beruflichen Transition?

Estefania Miranda: Ich sehe die Herausforderung erstmal darin, dass Tänzer*innen sich leider nicht rechtzeitig mit dem Ende ihrer Laufbahn auseinandersetzen. Die Leidenschaft mit der Tänzer*innen ihre Berufung leben, hindert sie manchmal daran, die Möglichkeit einen anderen Beruf ausüben, in Betracht zu ziehen. Das Ende ihrer Bühnenlaufbahn kann dann nicht mehr verdrängt werden. Da gilt es die Tänzer*innen dabei zu unterstützen, sich neue und auch realistische Berufsziele zu setzen. Dies unter Berücksichtigung der persönlichen Lage, sowie Aufenthaltsgenehmigung, finanzielle Unterstützungen und Talent.

Das Interview führte Dr. Monika Gugganig.