Wir freuen uns sehr, dass die International Organization for the Transition of Professional Dancers das diesjährige Philippe-Braunschweig-Stipendium an den Schweizer Tänzer Thierry Jaquemet verleiht.
An der Zürcher Hochschule der Künste ausgebildet, blickt der heute Dreissigjährige auf eine internationale Karriere zurück. Nachdem er als einer der schweizweit ersten Jahrgänge das Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis als Bühnentänzer erhielt, schloss er sich dem Ungarischen Nationalballett in Győr an. Tourneen und Gastspiele führten ihn mit dem zweitgrössten Ensemble des Landes durch ganz Ungarn und Italien, nach Deutschland und Rumänien. Danach wechselte er als Halbsolist an das Josef-Kajetán-Tyl-Theater in Pilsen (Tschechien). Neben grossen Ballettklassikern hielt das Vierspartenhaus für ihn auch moderne Tanzproduktionen und bereichernde spartenübergreifende Kollaboration bereit.
Parallel zu seiner tänzerischen Tätigkeit begann er, über Tanzgeschichte zu forschen und publizieren – eine Gegebenheit, die ihm im jetzigen Umschulungsprozess zu Hilfe kommt. „Wenn ich bei einem Bewerbungsgespräch eine meiner Publikationen auf den Tisch lege, können potenzielle Arbeitgeber ausserhalb des Theaterbereichs meine Kompetenzen besser aufgreifen”, sagt Thierry.
Das Umschulungsstipendium der IOTPD investiert er in eine Weiterbildung in Kulturmanagement. Das erlaubt ihm, seine praktischen Erfahrungen als Tänzer um Kenntnisse der Rahmenbedingungen künstlerischer Produktion zu erweitern. „Die Weiterbildung erweitert meinen Horizont beträchtlich. Ich denke nicht mehr bloss aus der Perspektive des Tänzers über Kulturprojekte, sondern berücksichtige immer mehr deren gesellschaftliche Relevanz”, stellt er fest.
Das Stipendium ist für Thierry eine dankbare wirtschaftliche Unterstützung und zugleich eine Überraschung. „Ich bin kurzfristig durch den Newsletter der SSUDK darauf aufmerksam geworden. Zum Glück hatte ich bereits seit Jahren mit dem Geschäftsleiter in Austausch gestanden, hatte kürzlich sogar ein Beratungsgespräch in Anspruch genommen, sodass er die für den Antrag notwendigen Bestätigungen innert kürzester Zeit ausstellen konnte. Bei der tschechischen Umschulungseinrichtung war es ebenso. Die vorausgehende Kontaktpflege hat sich in diesem Moment voll bewährt”, bemerkt Thierry dankerfüllt. Genauso wichtig ist ihm aber die symbolische Unterstützung. „In diesem Umschulungsprozess kommen immer wieder Zweifel auf, ob es richtig war, in dem Moment meine aktive Karriere zu beenden. Von spezialisierten Organisationen wie IOTPD oder SSUDK zu hören: ’Du bist auf gutem Weg’, spendet Kraft.”
Für die Zukunft will Thierry der Kultur erhalten bleiben, ob im Theater- oder im historischen Bereich. „Das Ballettstudio war für mich immer eine Art Spielplatz, auf dem ich unterschiedlichste Einflüsse, Gedanken und Emotionen zu etwas Neuem zusammenführen konnte. Dieses vernetzte Denken will ich der Gesellschaft auch weiterhin zur Verfügung stellen.” Wir wünschen ihm auf seinem Weg viel Erfolg.
Foto: Thierry Jaquemet am Rande eines Symposiums im New College/University of Oxford