Daniel Mulligan stammt aus Grossbritannien und studierte an der Royal Ballet School in London. Nach zwei Spielzeiten im Junior Ballett des Opernhaus Zürich war er seit 2009/10 Mitglied des Balletts Zürich. Er tanzte in Stücken von Mats Ek, William Forsythe, Marco Goecke, Johan Inger, Jiří Kylián, Sol León/Paul Lightfoot, Hans van Manen, Marcos Morau, Ohad Naharin, Crystal Pite und Heinz Spoerli. Wichtige Rollen waren Mercutio/Benvolio in Romeo und Julia, Fritz/Clown in Nussknacker und Mausekönig, Stiwa in Anna Karenina und Grüne Fee in Dornröschen von Christian Spuck, Mephisto in Faust und Tod in Peer Gynt von Edward Clug sowie Vater in The Cellist von Cathy Marston. 2022 erhielt er den «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich».
Daniel, du hast fast 15 Jahre am Opernhaus Zürich getanzt. Wenn du auf diese reiche Karriere zurückblickst, wie würdest du diese Zeit jetzt beschreiben?
Es war eine wunderbare Erfahrung für mich und gab mir so viel Raum, um als Mensch und Künstler zu wachsen. Ich bin vor allem dankbar für all die wunderbaren Menschen, die ich auf meinem Weg getroffen und Freunde gefunden habe. Natürlich gab es auch Höhen und Tiefen, einige Verletzungen und schwierigere Zeiten. Das Leben eines Tänzers ist nicht einfach, und man verbringt viel Zeit damit, sich müde und ausgelaugt zu fühlen. Aber wenn ich jetzt zurückblicke, bin ich sehr dankbar, dass ich diesen Beruf ausüben durfte, und ich behalte einige sehr schöne Erinnerungen an die ganze Erfahrung.
Du hattest kürzlich deinen letzten Auftritt mit dem Ballett Nijinski und The Cellist. Wie hat sich das für dich angefühlt?
Es fühlte sich etwas surreal an, fast wie eine ausserkörperliche Erfahrung. Und jetzt frage ich mich, ob es eine gute Show war, ob sie wirklich gut gelaufen ist! Aber ich hatte das grosse Glück, dass viele Freunde und Familienmitglieder dabei waren, und ich könnte mir keinen perfekteren Abschluss für meine Karriere wünschen. Ich fühle mich sehr glücklich.
Wie würdest du deine letzten Tage am Opernhaus Zürich beschreiben?
Anstrengend und ermüdend, aber auch sehr erfüllend. Ich habe auch das Gefühl, dass ich bereit bin, weiterzuziehen und mich vom Berufsalltag zu verabschieden.
Konntest du dich auf die Zeit nach dem letzten Auftritt vorbereiten? Wenn ja, wie?
In beruflicher Hinsicht habe ich versucht, mich auf die Zukunft vorzubereiten, indem ich das Professional Dancers‘ Postgraduate Teaching Certificate der Royal Academy of Dance im Jahr 2022 absolviert habe. Bei dieser Umschulung wurde ich von der SSUDK finanziell unterstützt, was mir sehr geholfen hat. Was meine persönliche Vorbereitung betrifft, so versuche ich jeden Tag mein Bestes, um präsent zu bleiben und mich auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren. Ich freue mich auf eine Zeit der Entspannung, um für einen kleinen Moment vom Berufsleben abzuschalten.
Was sind deinee zukünftigen Ziele? Wohin führt dich das Leben?
Ich versuche, sowohl in Schulen als auch in Compagnien zu unterrichten und hoffentlich auch Stücke für verschiedene Choreographen zu inszenieren, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Ich bin auch offen für andere Projekte und bereit, neue Dinge auszuprobieren, die mich ein wenig aus meiner Komfortzone bringen. Das ist beängstigend, aber gleichzeitig auch aufregend.
Seit wann kennst du das Transition-Center SSUDK und was ist deine Motivation, Botschafter des Transition-Center SSUDK zu werden?
Ich kann mich nicht mehr genau an die Anzahl der Jahre erinnern, aber ich kenne die SSUDK wahrscheinlich seit ihrer Gründung. Meine Motivation, Botschafter zu werden, rührt daher, dass die SSUDK mich sehr unterstützt hat und ich die Stiftung gerne weiter wachsen sehen würde, um mehr Künstler zu unterstützen. Ich hoffe auch, dass ich Tänzer:innen, die es brauchen, Rat und Hilfe anbieten kann. Vielleicht kann meine Geschichte ihnen auf irgendeine Weise helfen. Wir alle haben unterschiedliche Ziele und Ideen für unsere Übergänge, aber als Tänzer haben wir viele Sorgen und Ängste über die Zukunft, die wir alle gemeinsam haben.
Worin siehst du deinen grössten Beitrag als Botschafterin?
Hoffentlich als Kommunikator und Vermittler. Ich möchte das Wachstum der SSUDK unterstützen und mehr Kommunikation zwischen Tänzern und Kompanien in der ganzen Schweiz fördern.
Das Interview führte Monika Gugganig.